Migration auf S/4HANA steht auf der Agenda vieler Unternehmen. Dabei stellt sich in erster Linie die Frage, wann und wie der Wechsel erfolgen soll. Dank der Technologie In-Memory-Datenbank und einer engen Integration aller Geschäftsbereiche mit Einbeziehung von Best Practices lässt sich eine durchgängige Digitalisierung im Unternehmen realisieren. Als wesentliche Vorteile werden schnellere und automatisierte Prozesse sowie eine einheitliche, konsistente Datenbasis genannt.
SAP selbst bietet S/4HANA als On-Premise- oder Cloud-Version an. Mittlerweile aber versucht man bei SAP, die Anwender in Richtung Cloud zu bugsieren. Dazu kommen Programme wie „RISE with SAP“ oder „Grow with SAP“ ins Spiel, die den Weg in die SAP-Cloud ebnen sollen. Dazu wurden Pakete für Anwender geschnürt, die so schnell wie möglich mit SAP S/4HANA in die Cloud wollen.
Während sich GROW vor allem an KMUs richtet und exklusiv auf die Public Cloud Edition und Neukunden zugeschnitten ist, bietet RISE with SAP parallel auch die Private Cloud Edition an und zielt mehr auf größere Bestandskunden im Mittelstands- und Large-Enterprise-Segment ab. Auch wenn es mehrere Optionen auf dem Weg zu SAP S/4HANA gibt, ist ein Aspekt extrem wichtig: Eine Organisation muss ihre Strategie, eine Roadmap sowie Ziele definieren, um die Migration hinzubekommen.
Doch dabei stehen viele Unternehmen erst am Anfang. Viele Anwenderunternehmen aus dem D-A-CH-Raum befassen sich mit Vorstudien und Business Cases für die Umstellung auf S/4HANA.
Aktuelle Zahlen zum Einsatz von S/4HANA liefert die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) in ihrem Investitionsreport 2023 unter ihren Mitgliedern. Demnach wächst S/4HANA weiter, doch der Einsatz von S/4HANA im eigenen Rechenzentrum (also On-Premise) bleibt auf hohem Niveau. Gefragt nach den eingesetzten SAP-ERP-Lösungen liegt SAP Enterprise Resource Planning, bzw. die SAP Business Suite mit 79 Prozent (2022: 75 Prozent) weiter deutlich in Führung vor S/4HANA On-Premise mit 41 Prozent (2022: 32 Prozent).
Es folgen S/4HANA Private Cloud mit 8 Prozent (2022: 6 Prozent) und S/4HANA Public Cloud mit 3 Prozent (2022: 2 Prozent). „Für S/4HANA-Projekte im Besonderen und Transformationsprojekte im Allgemeinen gilt: Je nach Komplexität können Migrationsprojekte mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Eine echte Transformation erfordert, dass neue Technologien evaluiert und eingeführt sowie Prozesse neu gedacht werden“, so DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen. Darüber hinaus müssten bei Migrationsprojekten oftmals alter Code bzw. bestehende Prozesse ersetzt und Stammdaten bereinigt werden. Der Industrieverband sieht SAP hier in der Pflicht, die Partner stärker zu befähigen, bei Migrationsprojekten adäquat zu unterstützen.
Die Zeit für den Umstieg drängt, auch wenn die offiziellen Aussagen von SAP nahelegen, dass Anwender bis 2027 bzw. spätestens 2030 von ihrem alten ERP-System zu S/4HANA wechseln müssen. Denn dann fallen ältere Systeme aus der Wartung.
„2027 klingt noch fern“, urteilt Jens Hungershausen. „Der Aufwand, der mit einer solchen Migration verbunden ist, darf dennoch nicht unterschätzt werden. Hier brauchen Unternehmen starke Partner mit ausreichenden Ressourcen an ihrer Seite.“ Die notwendige Verfügbarkeit von Partnern für die kurze Zeitspanne bis 2027 wird zu einer zusätzlichen externen Herausforderung für den Projekterfolg. Die Unternehmen sind daher zum Handeln aufgefordert.
Je nachdem, welches S/4HANA-Modell in Frage kommt, müssen genügend Zeit und Ressourcen für die Migration eingeplant werden. Dabei gilt: Insbesondere bei On-Premise-Lösungen, die auf den kundeneigenen Infrastrukturen implementiert werden und einen hohen Grad an individueller Anpassbarkeit aufweisen, muss mit mehr Aufwand gerechnet werden.
Anders verhält es sich bei der Einführung einer „S/4HANA Private Cloud“, die sich durch eine schnellere und daher auch kostensparende Einführung auszeichnet. Eine Entscheidungshilfe kann hier bei der Auswahl unterstützen, um einerseits das passende Bereitstellungsmodell bzw. Deployment zu finden und andererseits den Umfang des Migrationsprojekts besser einschätzen zu können.
Autor: Rainer Huttenloher